Sławosz Uznański-Wiśniewski ist nach 18 Tagen auf der Internationalen Raumstation ISS zur Erde zurückgekehrt. Wie die meisten europäischen Astronautinnen und Astronauten verbringt auch der polnische ESA-Projektastronaut die erste Zeit nach dem Weltraumaufenthalt im :envihab. In der luft- und raumfahrtmedizinischen Einrichtung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln stehen für ihn wissenschaftliche Tests und Erholung auf dem Programm. Für die Forschenden ist der sogenannte Direct Return eine wichtige Phase, um herauszufinden, wie sich der menschliche Körper in der Schwerelosigkeit verändert. Deswegen führen sie die Untersuchungen so bald wie möglich nach der Rückkehr durch und vergleichen die Ergebnisse mit den Werten, die vor dem Start gesammelt wurden. Außerdem werden wichtige Daten erhoben, um sicherzustellen, dass die Raumfahrenden fit und gesund sind. Für Sławosz Uznański-Wiśniewski bedeutete das einen straffen Zeitplan: Abkoppeln von der ISS am 14. Juli um 13:15 Uhr (MESZ), Splashdown vor der US-Küste von Kalifornien am 15. Juli um 11:31 Uhr, Flug nach Köln, Ankunft im :envihab am 16. Juli um 12:19 Uhr. Sławosz Uznański-Wiśniewski wird im :envihab von DLR-Mitarbeitenden und einem Team der Europäischen Weltraumorganisation ESA betreut.

„Das :envihab ist in Deutschland und Europa eine einzigartige, hoch technologische Forschungseinrichtung, in der das DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin seine zukunftsweisende Forschung zur Raumfahrt umsetzt und damit astronautische Missionen essenziell unterstützt. Es geht dabei auch darum, die Wirkung extremer Umweltbedingungen auf den Menschen und mögliche Gegenmaßnahmen zu erforschen, um zukünftigen Langzeitmissionen den Weg zu bereiten“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla, Vorstandsvorsitzende des DLR. Im Weltraum herrschen extreme Bedingungen für Menschen. Ohne Schwerkraft bilden sich Muskeln und Knochen zurück, Körperflüssigkeiten verschieben sich in die obere Körperhälfte, das Herz-Kreislauf-System wird weniger beansprucht und verliert deswegen an Leistungsfähigkeit. Körperlicher Verfall läuft im Vergleich zur Erde im All wie im Zeitraffer ab. „Deswegen ist diese Forschung nicht nur für Astronautinnen und Astronauten wichtig, um ihre Leistungsfähigkeit im All zu erhalten. Sie ist auch für die Menschen auf der Erde bedeutsam“, sagt Prof. Jens Jordan, Leiter des DLR-Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin.

„Wir arbeiten bereits seit zehn Jahren mit dem Team des :envihab zusammen. Dank dieser Hightech-Forschungseinrichtung konnten wir Direct Returns in Europa durchführen, die Rehabilitation der europäischen Astronauten übernehmen und einige der Experimente im Zusammenhang mit den jeweiligen Missionen abschließen. Dies ermöglicht es uns, maßgeschneiderte Verfahren umzusetzen und die langfristige Erholung unserer Astronautinnen und Astronauten zu gewährleisten“, erklärt Frank de Winne, Leiter der ESA-Gruppe LEO Services.

Das Dosimeter auf der ISS immer am Körper

Sławosz Uznański-Wiśniewski war am 25. Juni 2025 an Bord einer Dragon-Kapsel von den USA aus Richtung ISS gestartet. Während seines Aufenthalts dort hat er wissenschaftliche Experimente durchgeführt. Sławosz Uznański-Wiśniewski war Mitglied der vierköpfigen Axiom-Mission 4 (Ax-4), der zweiten kommerziellen astronautischen Raumfahrtmission mit einem ESA-Projektastronauten. Der Ingenieur war ursprünglich im Jahr 2022 von der ESA als Reserveastronaut ausgewählt worden. Seine Ax-4-Mission heißt Ignis, benannt nach dem lateinischen Wort für Feuer.

Die gesamte Axiom-Crew hat im Auftrag der ESA Personen-Dosimeter des DLR getragen, um die Exposition gegenüber der Weltraumstrahlung zu ermitteln. Das DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin wertet die Dosimeter nun aus. Die Ergebnisse werden von der ESA in die medizinischen Unterlagen der Crew eingetragen, um den Strahlenschutz im Weltraum zu gewährleisten.

Mögliche Veränderungen an den Augen sind ein Schwerpunkt bei den Untersuchungen nach der Rückkehr

Raumflüge führen bei den meisten Astronautinnen und Astronauten zu Veränderungen an den Augen. Die Ursache ist noch nicht geklärt. Das DLR-Experiment Retinal Diagnostics stellt den Zustand des Sehnervs dar und diagnostiziert ihn sofort. Künstliche Intelligenz (KI) hilft dabei, Bilder oder Videoclips von der menschlichen Netzhaut und vom Sehnerv aufzuzeichnen. Dazu wird eine kleine Linse über einen Adapter an Smartphones oder Tablets gesteckt. Das Verfahren funktioniert in der Raumfahrt und ebenso in der mobilen Notfalldiagnostik und in entlegenen Gebieten auf der Erde. Auch bei Ax-4 war das Gerät im Einsatz. Zuerst hatte Matthias Maurer es während seiner Mission Cosmic Kiss genutzt.

Beim Direct Return von Sławosz Uznański-Wiśniewski im :envihab ist die Untersuchung der Augen ein Schwerpunkt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler führen dazu mehrere Tests durch. Zusätzlich überprüfen die Teams im :envihab und im Europäischen Astronautenzentrum (EAC) unter anderem Blut- und Stoffwechselwerte, Verhalten und Leistungsfähigkeit, den Gleichgewichtssinn, die Knochengesundheit, das Herzkreislauf-System, den Zustand der Muskeln sowie das Immunsystem. Sławosz Uznański-Wiśniewski wohnt während des Direct Returns im :envihab-Modul M5. „Sowohl der Wohnbereich als auch die Labore sind so ausgestattet, dass sie ideale Bedingungen für die wissenschaftlichen und medizinischen Untersuchungen von Astronautinnen und Astronauten bieten“, sagt Edwin Mulder, DLR-Projektleiter der wissenschaftlichen Tests.

Quelle: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)