In Zeiten des dramatisch voranschreitenden Klimawandels braucht es neue Formen einer klimaneutralen Mobilität, das ist unbestritten. Der Flughafen Mönchengladbach (MGL) beschäftigt sich daher intensiv mit zukunftsfähigen und nachhaltigen Antrieben und Konzepten in der Luftfahrt. Geladene Gäste aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft sowie Pressevertreter waren dabei, als ein Elektroflugzeug am MGL erstmals seine Platzrunden drehte.
Forschungsprojekte zu elektrischen Flugtaxis und alternativen Antriebstechnologien in der Luftfahrt, eine ideale luft- und bodenseitige Infrastruktur, Potenzialflächen für ein innovatives Luftfahrtcluster, ein vom Land NRW gefördertes Batterieladegerät und grüner Strom aus eigener Photovoltaikanlage, Know-how und Kooperationspartner aus Politik, Wissenschaft und Luftfahrtbranche: Als Reallabor für CO2-neutrales Fliegen liefert der MGL Antworten auf die drängende Frage nachhaltiger Mobilität und innovative Ausbildungskonzepte.
Startpunkt: SkyCab
Bereits seit 2019 forscht der Flughafen Mönchengladbach im Rahmen des vom BMVI geförderten Projekts SkyCab unter der Leitung der FH Aachen zu den Chancen und notwendigen Innovationen für Lufttaxis in der Region Euregio Rhein Maas. Der Nutzen solcher wendigen elektrischen Fluggeräte steht außer Frage. Sie bringen Menschen klimaneutral zum Geschäftstermin, liefern lebensnotwendige Medikamente oder evakuieren Menschen aus schwer zugänglichen Gebieten.
Jetzt haben die FH Aachen und der MGL ihre Zusammenarbeit beim Themenfeld elektrisches Fliegen verstärkt und den ersten Testflug mit einem manntragenden Elektroflugzeug von Aachen nach Mönchengladbach erfolgreich realisiert. Die Strecke eignet sich aufgrund von Distanz und Batterie-Reichweite gut und liefert in einem dichten Ballungsraum zudem aussagekräftige Ergebnisse für spätere Einsatzgebiete elektrischer Fluggeräte wie SkyCab. Unterstützt wird das Vorhaben vom Land NRW, das das eingesetzte Elektroflugzeug der Westflug Flight Training GmbH & Co.KG (Velis Electro des slowenischen Herstellers Pipistrel) fördert. Velis Electro ist das erste Elektroflugzeug der Welt mit einer Zulassung von der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA). Die zweisitzige Maschine entspricht mit 10,50 Metern Spannweite der Dimension des künftigen SkyCabs.
Infrastruktur: elektrisch aufgerüstet
Elektrische Mobilität braucht die entsprechende Ladeinfrastruktur. Daher hat die Bezirksregierung auch ein Batterieladegerät gefördert, das Anfang November am Flughafen Mönchengladbach installiert wurde. Ziel ist es, NRW zu einem Hub für grüne Mobilität und elektrisches Fliegen auszubauen. Der Flughafen Mönchengladbach geht hier als Teil des landesweiten Ladenetzes mit großen Schritten voran und speist das Elektroladegerät mit eigenem grünem Photovoltaik-Strom. Der MGL produziert aktuell ca. 20 Prozent seines Strombedarfs über eine Photovoltaikanlage, weitere Installationen für Solarstrom sollen folgen.
Einsatzgebiet: Flugschule
Neben der Forschung ist elektrisches Fliegen schon heute Thema in der Pilotenausbildung. Der MGL bietet hier beste Voraussetzungen, da er mit mehreren Flugschulen am Platz bereits über einen Ausbildungsschwerpunkt mit entsprechender Infrastruktur verfügt. Der Vorteil: Elektroflugzeuge schonen nicht nur das Klima, sie sind auch wesentlich leiser als Flugzeuge mit konventionellem Antrieb. Bei über 100 Starts und Landungen am MGL pro Tag ist das für die Beschäftigten am Platz und die Anwohner ein gewichtiges Argument.
Gemeinsam mit den Flugschulen am Platz eruiert der MGL entsprechende Einsatzmöglichkeiten für Elektroflugzeuge. Der Flughafen Mönchengladbach kann dabei auf Erfahrung von Westflug und von der eFlight Academy zurückgreifen. Beide Flugschulen bilden ihre Piloten bereits auf Pipistrel Velis Electro-Flugzeugen aus. Ergänzend steht am MGL ein Ausbildungskonzept speziell für Lufttaxi-Piloten auf der Agenda.
Zukunft: CO2-neutrale Antriebe
Die Forschung zu einer klimaneutralen Mobilität wird auch nach Ablauf des SkyCab-Projekts am MGL weitergeführt. Frühzeitig hat sich der Flugplatz um Folgeprojekte beworben. Für das Forschungsprojekt OpAL (Operationelle Auswirkungen von neuen Antrieben in der Luftfahrt) kam jetzt die Förderzusage. Gemeinsam mit renommierten Konsortialpartnern wie Boeing, SAP und den Technischen Hochschulen in Braunschweig und Darmstadt forscht der MGL zu Verfahren und Prozessen rund um CO2-neutrale Antriebe via Brennstoffzelle, Wasserstoff und Elektrizität. Dabei geht es sowohl um Fragen der Logistik (Versorgungsfahrzeuge und Betankung) als auch um die Ausarbeitung der bodenseitigen Prozesse, um Notfallmanagement und bauliche Anforderungen etwa an Vertiports für Lufttaxis. Das Projekt startet am 1. Januar 2023 und ist auf zwei Jahre ausgelegt.
Das sagen Experten und Verantwortliche aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft:
Felix Heinrichs, Oberbürgermeister von Mönchengladbach und MGL-Aufsichtsratsvorsitzender: „Die Innovations- und Forschungsarbeiten am MGL kommen der Gesamtstadt zugute. Als Reallabor für CO2-neutrales Fliegen liefert der MGL nicht nur Antworten auf die drängenden Fragen nachhaltiger Mobilität, er bindet auch Know-how in Mönchengladbach schafft so mittel- und langfristig viele hochtechnisierte Arbeitsplätze in der Stadt.“
Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW: „Das Forschungsprojekt SkyCab erprobt die notwendigen Grundlagen für die Transformation der gesamten Luftfahrt. Die Forschungsarbeit am MGL ist hierbei ein wichtiger Baustein, um NRW zu einem Hub für grüne Mobilität und elektrisches Fliegen auszubauen. Gerade für ein so dicht besiedeltes Bundesland wie NRW sind nachhaltige Mobilitätsangebote essenziell. Der Einsatz der Pipistrel Velis Electro am MGL bildet ein frühes unverzichtbares Puzzlestück im Gesamtbild der notwendigen praktischen Erfahrungssammlung, damit die kommerzielle Nutzung des elektrischen Fliegens schon bald Realität werden kann.“
Andreas Ungar, MGL-Geschäftsführer: „Die Zukunft der Luftfahrt liegt in elektrischen und anderen nachhaltigen Antrieben. Als MGL haben wir uns die Forschung zu diesen Zukunftsthemen und die konsequente Ausrichtung des Platzes auf die neuen Technologien auf die Fahnen geschrieben.“
Dr. Ulrich Schückhaus, MGL-Geschäftsführer: „Die Forschungsarbeit am MGL ist ein wichtiger Wachstumsmotor für den Wirtschaftsstandort Mönchengladbach. Vor dem Hintergrund des Strukturwandels im Rheinischen Revier schafft das Technologiefeld urbane Luftmobilität Arbeitsplätze und stärkt die lokalen Unternehmen am Flugplatz und in der Region durch eine frühzeitige Integration in nachhaltige Wertschöpfungsketten.“
Jens Küper, Geschäftsführer RWL German Flight Academy: „Elektrische Fluggeräte haben deutliche Vorteile für die Pilotenausbildung. Daher ist es für uns als Flugschule wichtig, von Anfang an dabei zu sein. Innovative Antriebe wie Elektrobatterien oder Wasserstoff erfordern auch neue Prozesse und Inhalte in der Ausbildung.“
David Osten, SkyCab-Projektleiter am MGL: „Wir haben uns im SkyCab-Projekt mit einer technisch und flugbetrieblich sicheren Lösung für den Betrieb von elektrischen Flugtaxis beschäftigt. Das Themengebiet weiten wir jetzt mit Folgeprojekten wie OpAL auf alle alternativen Antriebstechnologien aus.“
Prof. Dr.-Ing. Peter Dahmann, Dekan des Fachbereichs Luft- und Raumfahrttechnik an der FH Aachen: „Der Flughafen Mönchengladbach hat das Potenzial, zur Klimaneutralität der Luftfahrt beizutragen und damit auch in diesem Bereich wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Der Ausbau des Netzwerks für elektrisches Fliegen und die Forschung zu alternativen Antrieben sind dabei ein wichtiger Baustein.“
Quelle: https://www.mgl.de/index/das_unternehmen/news_presse/reallabor-elektrisches-fliegen.php