Kleinsatelliten, also Satelliten mit einem Gewicht bis zu 500 Kilogramm, gelten als ein wesentlicher Motor und Baustein für künftige Raumfahrtaktivitäten, insbesondere mit Blick auf die weitere Kommerzialisierung. Sie sind vielfältig und flexibel für unterschiedlichste weltraumbasierte Anwendungen und Dienstleistungen einsetzbar – von der Telekommunikation über Erdbeobachtung und Klimaforschung bis hin zur Erprobung neuer Technologien im All. Kleinsatelliten können in größeren Stückzahlen und damit günstiger und schneller als herkömmliche Satelliten produziert werden und eröffnen vielfältige neue Möglichkeiten für kommerzielle Dienste und Wissenschaft.

Am 23. November 2023 hat die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR im Rahmen der zweiten nationalen Kleinsatellitenkonferenz in Berlin die Gewinnerinnen und Gewinner der drei zum Thema passenden Wettbewerbe gekürt: dem Mikrolauncher-Nutzlast-Wettbewerb, dem Kleinsatelliten-Wettbewerb und dem Kleinsatelliten-Nutzlast-Wettbewerb. Die Luft- und Raumfahrtkoordinatorin der Bundesregierung, Dr. Anna Christmann MdB, überreichte die Urkunden. Sie betont: „Ich freue mich sehr, dass wir mit dieser Initiative den Aufbau von Transportkapazitäten in den Weltraum, der Entwicklung kleiner Satelliten für wissenschaftliche Missionen und die Erprobung neuer Technologien unterstützen können. Der Wettbewerb kommt insbesondere Start-Ups und KMU zu Gute und setzt damit auch den wichtigen Schwerpunkt New Space der Raumfahrtstrategie in die Tat um.“ Auch die enge Zusammenarbeit von Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit der Wirtschaft sei ganz im Sinne der kürzlich aktualisierten Raumfahrtstrategie der Bundesregierung. „Wir sehen diese Wettbewerbe als Katalysator und Wegbereiter für die Kommerzialisierung von Raumfahrtaktivitäten in Deutschland und Europa“, ergänzt Dr. Walther Pelzer, DLR-Vorstandsmitglied und Generaldirektor der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR.

Nutzlasten für den zweiten Mikrolauncher-Start stehen fest

Rückblick: Am 20. Juni 2022 startete die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR die zweite Wettbewerbsrunde des sogenannten Mikrolauncher-Nutzlast-Wettbewerbs für einen kostenlosen Mitflug von Kleinsatelliten auf in Deutschland entwickelten und gebauten Kleinträgern. „Diesmal ging es um geeignete Klein- und Kleinstsatelliten für den zweiten Start des Mikrolaunchers RFA One der Rocket Factory Augsburg. Die Bewerbungsfrist endete am 30. April 2023, die Auswahl der Gewinner erfolgte bis zum 30. Juni 2023. Institutionen aus Deutschland, Bulgarien, Spanien und Polen konnten sich dabei mit insgesamt acht Kleinsatelliten durchsetzen“, schildert DLR-Projektleiter Andres Lüdeke. Der Nutzlast-Wettbewerb ist eingebettet in den Mikrolauncher-Wettbewerb der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR. Die deutschen Start-Ups Isar Aerospace Technologies GmbH (Trägerrakete Spectrum), Rocket Factory Augsburg AG (RFA One) sowie die HyImpulse Technologies GmbH (SL1) konnten sich in verschiedenen Phasen des Mikrolauncher-Wettbewerbs durchsetzen. Die beiden Raketen Spectrum und RFA One wurden für die Durchführung der insgesamt vier Missionen ausgewählt. Sie sind mit nur 28 beziehungsweise 30 Metern Länge und zwei Metern Durchmesser auf den Transport von Nutzlasten bis zu 1,3 Tonnen Gewicht ausgelegt und eignen sich damit ideal für den Start von Kleinsatelliten.

Die Gewinner der zweiten Mitfluggelegenheit auf dem RFA One-Träger auf einen Blick:

DLR-Institut für Materialphysik im Weltraum: Das Team möchte die „Selbstorganisation“ von Strukturen untersuchen, die von aktiven, selbstangetriebenen Mikro-Organismen, sogenannten Mikroschwimmern, gebildet werden, sowie die Langzeitstabilität dieser Aggregate unter Mikrogravitationsbedingungen.

DLR-Institut für Systemleichtbau: Das Hauptziel der Mission ist die Demonstration des erfolgreichen Aus- und Einfahrens des sogenannten „SpaceMast“– Kameramastes und damit der Basistechnologie des „SpaceMast“-Systems im Orbit. Dies soll von einer externen Kamera aufgenommen werden. Weiterhin soll die Kamerafunktionalität, ähnlich einem “Selfie-Stick” im Weltraum, demonstriert werden.

Hochschule Bremen: Das primäre Missionsziel ist die Messung mechanischer Störungen in der Umlaufbahn mit dem entwickelten Messsystem und die Unterdrückung ihrer Auswirkungen auf die Satellitenbilder.

Technische Universität München – WARR e.V.: Die Aufgabe von MOVE-BEYOND besteht darin, das Allzweck-Bussystem MOVE-BEYOND zu testen. Das Bussystem basiert auf einem neuen skalierbaren und flexiblen Ansatz, um Nutzlasten unterschiedlicher Art aufnehmen zu können.

Vyoma GmbH: Die Überwachung und Verfolgung von Weltraummüll und Objekten mit Abmessungen größer als zehn Zentimeter. Weiterhin soll ein eigener, hochpräziser Katalog von Weltraummüll und -objekten für den niedrigen Erdorbit aufgebaut und bestehende Kataloge in allen Orbitregionen verbessert werden.

Warsaw University of Technology (Polen): Technologiedemonstration eines kundenspezifischen Butan-Warmgas-Antriebs und der Lageregelungsalgorithmen.

Endurosat (Bulgarien): Eine Technologieerprobungsmission (16U-Plattform) mit hochmoderner neuer Avionik, neuem Stromversorgungssystem und Nutzlastcomputer für die Verarbeitung an Bord sowie neuartigen Kommunikationssystemen an Bord der Plattform.

Universitat Politècnica de Catalunya (Spanien): 3Cat-8 ist eine wissenschaftliche Mission zur Überwachung und Charakterisierung ionosphärischer Szintillation, also der Aussendung von Licht aus einem (durch Strahlungsenergie) angeregten Körper, sowie zur Überwachung von Radiofrequenz-Emissionen im sogenannten L- und K-Band.