FH-Student Kevin Lippold ist als Pilot an der Vermessung der Ehrwalder Alm beteiligt. Zum Einsatz kommt die Stemme, ein Motorsegler der FH, ausgerüstet mit einem Kamerasystem des DLR.

“Das war fliegerisch eine echte Herausforderung”, sagt Kevin Lippold. Der 25-Jährige studiert im Masterstudiengang Aerospace Engineering der FH Aachen; im Februar war er auf einer ganz besonderen Mission unterwegs: Im Auftrag des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) unternahm er einen Messflug in der Nähe der Zugspitze, den höchsten Berg Deutschlands immer in (fast) greifbarer Nähe.

Höchste Präzision erforderlich

Konkret ging es darum, das Gebiet der Ehrwalder Alm mit einem hochpräzisen Kamerasystem zu vermessen. “Wir haben einen Bereich mit einer Fläche von etwa zwei Quadratkilometern erfasst”, erzählt er. Entscheidend für den Erfolg der Mission war, den Messflug mit höchster Präzision durchzuführen; er musste einem genau festgelegten Raster folgen, bei konstanter Höhe und exakt horizontal ausgerichtetem Flugzeug.

Kamera im Wingpod

Für einen solchen Einsatz ist der Motorsegler Stemme S-10 VTX, der 2011 zu Forschungszwecken und für das praxisnahe Studium am Fachbereich Luft- und Raumfahrttechnik angeschafft wurde, prädestiniert. Bereits im Jahr 2014 nutzte das DLR den Motorsegler bei einem Projekt zur Vermessung des Himalaya. Diesmal war eine sogenannte MACS (Modular Aerial Camera Systems)-Kamera im Einsatz, sie wurden in den Wingpod an der Unterseite des Flügels montiert. Konkretes Forschungsziel des Teams war es, die Kameras auf ihre Tauglichkeit bei schwierigen Lichtverhältnissen zu testen. “Wir mussten warten, bis Schnee auf der Alm lag und gutes Wetter herrschte”, erzählt Kevin Lippold. Die starken Kontraste stellen die Kamera vor große Herausforderungen. Zum Abgleich wurden Bilder eines Satelliten herangezogen, der zum gleichen Zeitpunkt im Orbit seine Bahn oberhalb des erfassten Gebiets zog.

Nah am Gelände geflogen

Die Alm liegt auf etwa 1500 Metern Höhe südwestlich der Zugspitze. Die Flughöhe der Stemme lag bei 7800 Fuß, also knapp 2400 Meter über dem Meeresspiegel und damit deutlich unterhalb des Gipfelniveaus von 2962 Metern. “Wir sind schon sehr nah am Gelände geflogen”, erzählt der Student, bis auf wenige hundert Meter habe das Flugzeug sich der Bergflanke genähert. “Es war nicht gefährlich, aber unangenehm”, berichtet Kevin Lippold, zum Glück sei der Wind an diesem Tag eher schwach gewesen.  Mit an Bord war auch ein DLR-Ingenieur, der während des Fluges die Bilder der Kamera in Echtzeit auswertete. 

Nur mit der Stemme möglich

Jörg Brauchle ist Entwicklungsingenieur und Projektleiter beim Institut für Weltraumforschung des DLR. Er betont: “Die Messungen in diesem speziellen Umfeld waren nur mit diesem Flugzeug möglich. Wir haben erprobt, wie alpine Schneeflächen in Hanglage mithilfe eines sicher zu fliegenden Luftfahrzeugs dokumentiert werden können.“ Hangwinde würden die Dynamik des Flugzeugs stark beeinflussen. ”Die Ergebnisse zeigen, dass eine sichere, flächige Kartierung in derart anspruchsvollem Gebiet möglich ist“, betont er.

Praxisnähe als Grund für FH-Studium

Für den FH-Studenten war der Flug eine einmalige Chance und “ein unfassbar gutes Gefühl” – dabei hat er schon reichlich Flugerfahrung. Seit mehr als 10 Jahren ist er als Segelflieger aktiv, einige Jahre war er Geschäftsführer des Luftsportvereins Aachen. Derzeit kommt er auf rund 200 Flugstunden pro Jahr. Die Praxisnähe war 2019 auch der Grund, warum er sich für den Bachelorstudiengang Luft- und Raumfahrttechnik an der FH Aachen einschrieb. “Wenn man selbst bewegt, was man entwickelt, ist man einfach tiefer in der Materie drin”, sagt er. Es sei ein Riesenvorteil, dass der Fachbereich über vier eigene Flugzeuge verfüge.

Spezielle Ausbildung nötig

Wegen seiner Erfahrung als Pilot bekam er eine Stelle als studentische Hilfskraft am Fachbereich, er war unter anderem bei der Organisation der Summerschool Segelfliegen und der Flugmesswoche in Spieka beteiligt. Vor einem Dreivierteljahr machte er die Ausbildung, um auch die Stemme fliegen zu können – als jetzt der Anruf kam, ob er im Auftrag des DLR den Messflug an der Zugspitze machen könne, sagte er natürlich sofort zu. 

Quelle: FH Aachen