Das vorliegende Dokument „Das Wirtschaftsökosystem Aviation Rheinisches Revier“ (ARR) fügt sich nahtlos in die kontinuierliche Weiterentwicklung der Strategie zur Luftfahrt im Rheinischen Revier ein, welche mit der Idee von „ECO2AIR – Economic Ecosystem for Air Transport“ für den Forschungsflugplatz Aachen-Merzbrück in 2020 begonnen hat und sich seitdem auf das gesamte Rheinische Revier hin ausgedehnt hat und auch zukünftig kontinuierlich weiter entwickelt werden wird. Ziel der Strategie ist es, ein abgestimmtes Vorgehen zum Vorteil aller Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft zu schaffen, getreu dem Motto „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“.

Mit dem Kohleausstiegsgesetz vom 13. August 2020 hat die Bundesregierung die Beendigung der Kohleverstromung und den Umbau der Energieversorgung auf nachhaltige Energien beschlossen. Der damit verbundene Wegfall von direkten und indirekten Arbeitsplätzen sowie von Steuereinnahmen stellt Menschen, Kommunen und die Politik des Rheinischen Reviers vor enorme Herausforderungen. Die Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung hat in einem umfassenden Abschlussbericht einen umfangreichen Maßnahmenkatalog formuliert, mit dem Strukturbrüche vermieden, die Wertschöpfung gesichert und neue Perspektiven für Innovation geschaffen werden sollen [KWSB, 2019]. Für das Rheinisches Revier wurden diese Maßnahmen von dem Leitbild einer europäischen Modellregion für Energieversorgungs- und Ressourcensicherheit und der Schaffung einer Gründungskultur und systematischen Wissens- und Technologietransfers eingerahmt. Für die Umsetzung des Maßnahmenkatalogs ist eine entsprechende finanzielle Ausstattung vorgesehen.

Die Luftfahrt wird aktuell von zwei Seiten besonders stark unter Druck gesetzt. Dies ist zum einen ihr im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln immer noch deutlich höherer CO2-Ausstoß. Zum anderen wird die durch die Corona-Krise verstärkt vorangetriebene Digitalisierung der Geschäftskommunikation auch langfristig die Zahl der Geschäftsreisen deutlich verringern, die insbesondere auf der Kurz- und Mittelstrecke einen großen Anteil der Flugreisen ausmachten. Um diesem Druck zu widerstehen, muss das Fliegen signifikant attraktiver und umweltschonender als derzeit werden. Die Luftfahrt muss sich dafür technologisch weiterentwickeln – hinsichtlich technischer Sprunghöhe und Schnelligkeit auf bisher nie dagewesene Art und Weise. Dieses Ziel ist nur mit hohen Investitionen und neuen Wegen in der Entwicklung und Zulassung zu erreichen. Die Investitionen lohnen sich aber, da die Mobilität ein Grundbedürfnis seit Bestehen der Menschheit ist und somit die Luftfahrt langfristig immer eine Wachstums- und Zukunftstechnologie sein wird.

Dieses Papier will eine Strategie entwickeln, die auf einer gemeinsamen Betrachtung beider Wandelprozesse basiert und diese gewinnbringend zusammenführt. Dem liegt die Hypothese zugrunde, dass positive Wechselwirkungen zwischen beiden Entwicklungen existieren, deren Nutzung die Umsetzung von Maßnahmen unterstützen oder überhaupt erst ermöglichen. Die Strategie folgt dabei dem Konzept der intelligenten Spezialisierung (Smart Specialisation Strategy S3), welches sich insbesondere bei der regionalen Strukturentwicklung in den letzten Jahren als erfolgreiche Strategie etabliert hat.